Depeche Mode ist sicher eine der innovativsten Bands der 80er- und 90er-Jahre. Zu jeder Zeit hat die Band, die aus dem Londoner Vorort Basildon kommt, und die seit 1983 meine Lieblingsband ist, die Musikszene geprägt. Bereits 1976 gründete Vince Clarke zusammen mit Andrew Fletcher die Band «New Romance In China», die aber nicht lange Bestand hatte. Danach ging jeder seiner Wege, bis es 1979 erneut Vince Clarke war, der zusammen mit Gitarrist Martin Gore die Band «French Look» bildete. Nach kurzer Zeit kam auch Andrew Fletcher wieder dazu und die Band nahm den Namen «Composition Of Sound» an. Die 3 Bandmitglieder tingelten durch die Londoner Nachtclubs. Frontsänger war bis dahin Vince Clarke.
Dave Gahan, der nicht aus der gleichen Klasse wie Martin, Vince und Andrew kam, stieß 1980 zur Band. Die vier suchten einen klangvollen Namen und fanden ihn in einer französischen Modezeitschrift namens «Depeche Mode». Als Vorgruppe von Fad Gadget, der ebenfalls dem Label Mute-Records angehört, erlangt Depeche Mode erstmals Aufmerksamkeit. Eben dieser Fad Gadget beeinflusste zusammen mit Mute-Gründer Daniel Miller auch maßgeblich die ersten Schritte der Depechies. Mit «Photographic» stellt die Band bald darauf ihren ersten Song vor, der auf der «Some Bizarre Album»-Compilation erscheint. Die erste Single folgt 1981 mit «Dreaming Of Me», die Platz 57 in den britischen Charts erreicht. Nach «New Life» (Platz 11) wird «Just Can't Get Enough» der erste Top-Ten-Hit von Depeche Mode.
1982 dann der Bruch mit Vince Clarke. David, Martin und Andrew wollen eine andere Art von Musik machen. Schnell werden Stimmen laut, die das Ende von Depeche Mode gekommen sehen: immerhin hatte Vince Clarke bis dahin die Mehrzahl der Songs geschrieben und er war es, der die treibende Kraft bei der Gründung der Band war. Mit dem Song «See You» (Platz 6 in GB) und dem Album «A Broken Frame» beweist Martin Gore jedoch auf Anhieb Songwriter-Qualitäten, obgleich das Album noch kein Riesenerfolg wird. Inzwischen gelingt Vince Clarke zusammen mit Alison Moyet, mit der er das Duo «Yazoo» gründete, ein weiterer Erfolg mit dem Song «Don't Go». Zu diesem Zeitpunkt scheint Clarke mit seiner Musik erfolgreicher zu sein. Die, die Depeche Mode ein jähes Ende vorausgesagt hatten, sahen sich bestätigt. Doch es sollte anders kommen. Während es um Yazoo schnell wieder still wird, erreicht Depeche Mode 1983 mit «Get The Balance Right» die Top Ten in Deutschland. Dies war auch die erste Single, die zusammen mit Alan Wilder aufgenommen wurde, der 1982 zu der Band stieß. Es folgte das Album «Construction Time Again» mit den Singles «Everything Counts» und «Love In Itself». Während «Everything Counts» Platz 6 in GB erreicht, scheitert «Love In Itself» knapp an der Top-20. Der Autor dieser Site findet jedoch «Love In Itself» so gut, dass er seitdem Fan der Gruppe ist. Alan Wilder wurde festes Bandmitglied und steuerte mit «The Landscape Is Changing» und «Two Minute Warning» zwei Songs zu dem Album bei.
1984 dann der entscheidende Durchbruch: «People Are People» wird in Deutschland zum Nummer-Eins-Hit und kommt in GB auf Platz 4. Auch in den USA und vielen weiteren Ländern der Welt schafft der Song den Einzug in die Top-Ten. Depeche Mode hatte sich erstmals international einen Namen gemacht. Es folgte mit «Master & Servant» ein weiterer Top-Ten-Hit. Die Doppel-A-Seiten-Single «Blasphemous Rumours/Somebody» ist ebenfalls erfolgreich, besonders «Somebody», die Ballade, die von Martin Gore gesungen wird. 1985 folgen mit «Shake The Disease» und «It's Called A Heart» zwei weitere Kassenerfolge und Depeche Mode bringen ihr erstes Best-Of-Album «Singles 81-85» heraus. Vince Clarke, der nach der relativ kurzen Yazoo-Phase ein ebenso kurzes Gastspiel als Kopf von «The Assembly» absolvierte, feiert inzwischen mit «Erasure» und «Who Needs Love Like This» neue Erfolge. Er etabliert sich in den 80er Jahren in den Top 20, weitere Erfolge waren u.a. «Sometimes» und «Ship Of Fools», während die nachfolgenden Songs - verkaufstechnisch gesehen - nicht mehr so erfolgreich waren. Erasure (Vince Clarke und Andy Bell) besteht jedoch bis heute.
1986 kam für viele Depeche-Mode-Fans eine erste Ernüchterung. Das Album «Black Celebration» war düsterer und nicht mehr so poppig wie seine Vorgänger. Trotzdem erreichen die Singles «Stripped» und «A Question Of Time» jeweils Platz 4 in Deutschland. Die Fans hielten Depeche Mode die Treue. 1987 kommt mit dem Album «Music For The Masses» und den Singles «Strangelove» und «Never Let Me Down Again» wieder mehr Synthy-Pop in die Musik von Depeche Mode. Beide Singles erreichen in Deutschland Platz 2. Es war eine erneute Kehrtwende in der Musik der Gruppe. Die Songs waren nun noch besser produziert, hatten mehr Volumen. Der Erfolg aller vier Singles unterstreicht dies. «Behind The Wheel» erreicht einen - für eine 3. Single-Auskopplung - sensationellen 6. Platz in den deutschen Charts und selbst die vierte Single «Little 15» schafft noch Rang 16.
Mit diesem Erfolg im Rücken gehen Depeche Mode auf Welt-Tour und füllen unter anderem das riesige Pasadena Rose Bowl in den USA, wo auch das Live-Album «101» aufgenommen wird, welches im nächsten Jahr auf den Markt kommt. Die Fans mussten sich von nun an etwas umstellen, da nicht mehr - wie zuvor - jedes Jahr ein neues Album herauskam. 1989 erscheinen die Live-Single «Everything Counts» und später im Jahr die neue Single «Personal Jesus». 1990 folgen die weiteren Singles des Albums Violator, das unter den Fans als das beste Album von Depeche Mode gilt. Alle vier Single-Auskopplungen erreichen in Deutschland die Top-Ten, «Enjoy The Silence» sogar Rang 2. Nach der folgenden Violation-Tour legten Depeche Mode eine Kunstpause ein und es wurden Gerüchte laut, dass die Band sich getrennt hätte. Dafür sprachen der Stress der vorangegangen Tour und die Tatsache, dass Dave Gahan, die Stimme der Band, sich in die USA «abgesetzt» hatte und sich negativ gegenüber weiteren Plänen mit Depeche Mode äußerte. Erstmals wurde sichtbar, dass es einen Riss in der Gruppe gab, mit Martin und Andrew auf der einen Seite sowie den anderen beiden Bandmitgliedern Dave und Alan, die getrennte Wege gingen. Alan hatte nebenbei noch das Projekt «Recoil» laufen.
1993 erscheint dann doch ein neues Album. Die Musik jedoch war eine völlig andere. Depeche Mode nahmen Abstand von der Synthesizer-Musik und griffen zu Gitarren und Schlagzeug. Dies war für viele Fans ein echter Schock, der sich in den Platzierungen der Singles niederschlug: nur «I Feel You» schaffte den Sprung in die Top-Ten. Auf der anschließnden Devotional-Tour reift in Alan Wilder der Entschluss, nach 13 Jahren die Band zu verlassen. An seinem 36. Geburtstag datiert die folgende Meldung:
Zur gleichen Zeit kursieren Gerüchte von Alkohol- und Heroinproblemen von Dave Gahan. Jetzt schien das Schicksal von Depeche Mode besiegelt. Das Drama nahm seinen Lauf und Dave Gahan war bereits für einige Sekunden tot, bevor die Ärzte sein Leben und den Lebensinhalt vieler Fans retteten. Es stellte sich heraus, dass die ganze Tortur Dave derart zu schaffen machte, dass er das Singen verlernt hatte. So musste er erst wieder Gesangsstunden nehmen, bevor das Album «Ultra» aufgenommen werden konnte. Die drei verbliebenen Bandmitglieder feiern 1997 mit «Barrel Of A Gun» und «It's No Good» ihre Rückkehr in die Top-Ten von Deutschland und GB. Auch das Album wird ein großer Erfolg. Da Dave Gahan noch sehr labil war, verzichtete die Band auf eine Tour und konzentrierte sich auf Radio- und Fernsehauftritte. 1998 folgt die zweite Single-Collection «Singles 86-98» und eine weitere Tournee. Inzwischen hatte Dave Gahan seine Probleme überwunden.
Es vergingen wieder drei Jahre bevor mit «Dream On» eine neue Single erschien. Die Single, die lange Zeit vorher angekündigt wurde, startet von 0 auf 1 in den Charts, um in der zweiten Woche auf Platz 15 abzurutschen. Auch «I Feel Loved» und «Freelove» schaffen die Top-Ten. Der «Danny Tenaglia's Labor Of Love Edit»-Mix wird für den Grammy nominiert. Das Album «Exciter» gewinnt Platin. Die Exiter-Tour wurde abermals ein großer Erfolg und Depeche Mode werden als beste Gruppe in der Kategorie Rock/Pop für den Echo nominiert. Auf der Tour gab es viele Highlights. Vor allem das Konzert in der Frankfurter Festhalle galt unter denen Fans, die alle oder viele Konzerte gesehen haben, als das vielleicht beste, auch und gerade wegen den enthusiastischen Fans, die die Band um Frontsänger Dave Gahan in eine ekstatische Stimmung versetzten. Auch für mich war es das beste Konzert, dass ich von DM gesehen habe - im Gegensatz zu dem folgenden Konzert in Mannheim. Trotzdem gab es 2001 nicht nur gute Nachrichten, denn die inneren Beziehungen in der Band schienen unüberbrückbar zerrüttet. Schon lange war bekannt, dass sich Dave und Andrew nicht ausstehen können. Mit seiner Aussage «Auf der Bühne reißen wir uns zusammen, alles andere ist nur noch Bullshit» goss Dave Gahan weiteres Öl ins Feuer. Allerdings war es auch nicht die erste Krise, die Depeche Mode überstanden hatten.
Das zweite Quartal 2003 war gekennzeichnet von dem Erscheinen zweier Solo-Alben, der Depeche-Mode-Mitglieder: Nach Martin L. Gores «Counterfeit²» (28.4.), das in den deutschen Album-Charts auf Platz 12 einstieg kam am 2.6. das Album «Paper Monsters» von Dave Gahan auf den Markt. Zuvor erschien Gahans erste Single «Dirty Sticky Floors» am 26.5.03. Die Single schaffte den Neueinstieg auf Platz 6 der deutschen Single-Charts. Derweil beschäftigt sich Andrew Fletcher mit der Produktion der Gruppe Client.
2005 standen Depeche Mode wieder zusammen im Studio. Die Single «Precious» steigt in ihrer ersten Charts-Woche auf Platz 2 ein. Nur Robbie Williams, dessen Song «Tripping» in der gleichen Woche auf Rang 1 einsteigt, verhindert einen neuerlichen 0-auf-1-Hit wie bei «Dream On». Das Album «Playing The Angel» scheint die Bandmitglieder wieder vereint zu haben. Dazu beigetragen hat sicher, dass Dave Gahan auf «Playing The Angel» erstmals mit drei selbst geschriebenen Songs vertreten war. Von Gahans Songs schien mir schon bei Erscheinen des Albums der Song «Suffer Well» Hit-Chancen zu haben. Und tatsächlich wurde er auch als Single veröffentlicht und stieg in Deutschland auf Chart-Position 13, obwohl das Album ja bereits draußen war. Auch «Nothing's Impossible» gehört zu den Top-Songs des Albums. Martins «John The Revelator» ist ein weiterer Song, der als Single in Frage gekommen wäre.
2009 folgte mit «Sounds Of The Universe» ein wieder ein poppigeres Album, das ebenfalls sehr erfolgreich war. «Wrong» erreichte Platz 2 in Deutschland, «Peace» erreichte als als spätere Auskopplung noch Platz 25 und der O2-Werbesong «Fragile Tension» kam auf Rang 39. Kurz vor der Tour erfuhr Dave Gahan, dass er an Blasenkrebs erkrankt war. Trotzdem zog er die Tour durch, musste aber während den Konzerten immer wieder im Krankenhaus vorstellig werden. Keine schöne Erfahrung wie er selbst sagte, während die anderen Bandmitglieder zwischen den Gigs entspannen und feiern können. Zum Glück konnte der Krebs geheilt werden und Gahan weiter Frontman bei Depeche Mode bleiben.
Nach dem Remix-Album «Remixes 81-11» und verschiedenen Projekten der einzelnen Band-Mitglieder - unter anderem brachten Martin Gore und das ehemalige Bandmitglied Vince Clarke mit dem Projekt «VCMG» den Elektro-Song «Spock» heraus - kam im März 2013 das lang ersehnte neue Album «Delta Machine» auf den Markt. Viele Gerüchte um den Musikstil rangten sich um das Album, nachdem Gahan angekündigt hatte, das Album erinnere an das Erfolgsalbum «Violator». Der Pre-Release «Angel» und die erste Single «Heaven» (von Null auf 2 in den deutschen Charts) ließen allerdings eine ganz andere Musikrichtung erahnen. Wie so oft ist der Zugang zu dem Album nicht einfach, da sich Depeche Mode immer wieder neu erfindet. So ist auch «Delta Machine» nicht wirklich ein Back-to-the-roots, außer dass in manchen Liedern Sequenzen aus früheren Songs erkennbar sind. So greift z.B. «Goodbye» auf Sequenzen von «Freestate» (vom Album «Ultra») zurück.
An die Alben «Ultra» oder «Exciter» erinnert das aktuelle Album noch am meisten, auch eine soundtechnische Weiterentwicklung von «Sounds Of The Universe» kann man heraushören. An «Violator» erinnern vor allem Dave Gahans Songs, die er diesmal zusammen mit dem Schweizer Musiker Kurt Uenala geschrieben hat. Größte Chancen auf eine Single-Auskopplung dürften von Gahans Songs wohl entweder «Broken» oder «Secret To The End» haben. Ein sehr gefühlvolles Lied stammt mit «Long Time Lie» aus der Feder von Gore und Gahan gemeinsam. Nachvollziehbar, dass «Soothe My Soul» die zweite Single-Auskopplung wurde. Der Titel, der ein Wenig an einen Remix aus «Personal Jesus» und «It's Called A Heart» erinnert, ist Gores bester Song des neuen Albums und verkörpert am ehesten den langjährigen Stil von Depeche Mode.
«Delta Machine» schaffte in den Album-Charts den Sprung von Null auf Eins. Das Album ist bei der Fangemeinde gut angekommen und dürfte eines der besten Alben sein, die Depeche Mode bisher gemacht hat. Reinhören muss man sich wie erwähnt trotzdem erst einmal, denn schnell ins Ohr gehender 08/15-Pop war von Depeche Mode noch nie zu bekommen. Wer die Geduld hat, die Lieder einige Male zu hören, wird jedenfalls nicht enttäuscht. Das Album enthält Songs aus verschiendenen Musikrichtungen, die Single «Heaven» ist sicher kein Spiegelbild des Albums. Oder wie Dave Gahan es ausdrückte: «Unser Album soll eine kleine Reise sein».
Depeche Mode zählt zu den prägendsten und erfolgreichste Bands der Welt
Depeche Mode are:
Songwriter
Martin Gore ist der Songwriter von Depeche Mode.
Frontman
Depeche Gahan ist der charismatische Sänger und Frotman von Depeche Mode.
Keyboards & Programming
Andrew Fletcher ist zuständig für Sound Programming und Keyboards.